Viele von euch warten wahrscheinlich schon wieder gespannt darauf, dass es von mir bald wieder neue Musik zu hören gibt. Es ist schliesslich wieder mehr als ein halbes Jahr seit meiner letzten Veröffentlichung vergangen. Leider muss ich diejenigen an dieser Stelle enttäuschen. Aktuell habe ich nämlich noch keine neue Musik parat. Ich habe mich in den letzten Monaten jedoch mit einem anderen kleinen Projekt befasst.

Einige von euch wissen vielleicht, dass ich seit einigen Jahren zusammen mit einem guten Freund (Patrick Bächli) immer mal wider kleine Instrumentenbauprojekte durchführe. Angefangen hat alles im Jahre 2016 als wir uns vorgenommen hatten, mit Hilfe einer Anleitung aus dem Internet eine Cigar-Box-Gitarre zu bauen. Dieses Instrument besteht im wesentlichen aus einer Zigarrenholzbox, in die ein Holzbrett eingearbeitet wird, über welches dann die Saiten gespannt werden. Alles in Allem eigentlich eine ganz einfache Sache, die jeder mit einfachsten Werkzeugen und ein bisschen Material aus dem Baumarkt bei sich Zuhause nachbauen kann. Diese Gitarre tauften wir anschliessend liebevoll auf den Namen «The Guitar» und haben sie entsprechend beschriftet.

Ein Jahr später hatten wir uns vorgenommen eine zweite Gitarre zu bauen, damit jeder von uns am Schluss eine davon hatte. Diesmal wollten wir aber einiges anders machen. Schliesslich hatten wir ja beim Bau der ersten Gitarre einiges gelernt und wussten nun, wo wir Dinge beim zweiten Instrument besser machen konnten. Unsere Qualitätsansprüche waren beim zweiten Bau schon deutlich höher als noch bei der ersten Gitarre. Wir überlegten uns die Gitarre diesmal in Form einer Sopran-Ukulele zu bauen. So konnten wir das Klangspektrum der ersten Gitarre optimal erweitern. Beim Kauf der Materialien für die Ukulele gaben wir auch schon deutlich mehr Geld aus. So verbauten wir beispielsweise eine bessere Stimmmechanik und einen einfachen elektrischen Tonabnehmer. Das Instrument erhielt dann durch diesen Abnehmer auch den Namen «The E-Ukulele».

Nun hatten wir also eine Gitarre und eine Ukulele, die wir beide bis heute nicht wirklich spielen können. Zum Einen mangelt es uns an Talent und Willen das Instrument richtig zu lernen und zum Anderen klingen beide Instrumente geschuldet durch die Marke Eigenbau leicht schief und sind schwieriger zu spielen als normale Instrumente. Für uns lag der Hauptaspekt dieser Instrumente sowieso eher am Spass diese zu bauen und an ihrem Optischen wert. Trotzdem kam mir schon da der Gedanke auf, diese Instrumente zu sampeln. Vereinfacht gesagt heisst das, dass man jeden Ton eines Instrumentes separat aufzeichnet, um daraus anschliessend am Computer wieder ein spielbares Instrument zusammenzusetzen. Auf diese Weise kann man von den Instrumenten eine Art digitale Kopie anfertigen. Dies hätte zwei Vorteile. Zum Ersten, könnte ich so die zum Teil falschen Tonhöhen digital am Computer korrigieren und zum Zweiten, könnte ich das Instrument für die Musikproduktion verwenden, ohne dass ich es dafür spielen können müsste. Leider jedoch, ist der Prozess der nötig ist, um ein Instrument gut zu sampeln, ziemlich kompliziert und sehr aufwändig. Da mir damals noch die dafür nötigen Voraussetzungen, wie ein gutes Mikrofonequipment und entsprechende Software fehlten, verwarf ich diesen Gedanken schlussendlich wieder.

Im Januar 2021 kam dann die Thematik des Sampelns wieder auf, als ich per Zufall auf David Hilowitz aufmerksam geworden bin, der in einem seiner YouTube Videos sein Workflow beim Sampeln von seinen Instrumenten erklärte. Die weiterführenden Tutorials über dieses Thema brachten mich schlussendlich dazu, einen eigenen ersten Versuch zu wagen und unsere erste Gitarre zu sampeln. In einem ersten Schritt zeichnete dazu mit einem einfachen Aufnahmesetup, dass im wesentlichen aus einem Røde NT1-A Mikrofon bestand, jeden Ton der Gitarre jeweils drei mal in mittlerer Lautstärke auf. Die Samplersoftware sollte im Computer schlussendlich jedes Mal, wenn ich den gleichen Ton nacheinander anspielte einen Anderen der drei aufgezeichneten Töne abspielen. Diese Technik wird im Fachjargon «Round Robins» genannt. Dies hilft das Instrument natürlicher klingen zu lassen und zu verhindern, dass sich das Instrument am Schluss anhört wie eine Art Maschinenpistole. Ich errechnete mir also, dass die komplette Aufnahme 69 Tönen entspricht. Dies sollte in etwa einer halben Stunde machbar sein. Als ich diese Aufnahme im Kasten hatte, fuhr ich mit der Bearbeitung am Computer fort. Da mir der Workflow neu war, dauerte dies natürlich recht lange. Irgendwann hatte ich es aber geschafft und konnte die Samplersoftware KONTAKT von Native Instruments mit den ersten 69 Tönen füttern. Das Resultat überraschte mich im positiven Sinne. Der Klang war relativ gut und man konnte die Charakteristiken des Instrumentes sehr schön heraushören. Auch war es mir zum ersten Mal möglich eine Melodie damit zu spielen, ohne dass ich die entsprechenden Töne auf dem Gitarrenhals suchen musste. Ich entschloss mich dazu das virtuelle Instrument um eine weitere Lautstärkenstufe zu erweitern. Ich machte also erneut eine Aufnahme nach dem gleichen Schema, bei der ich die Saiten nun so laut wie möglich anspielte. Im Anschluss bearbeitete ich auch diese Aufnahme auf die gleiche Art und Weise und integrierte sie so in mein besehendes virtuelles Instrument. Das Ziel war, dass die lauten Töne dann abgespielt werden, wenn die Tasten auf dem Keyboard fester anspielt werden. Zu guter Letzt befasste ich mich noch damit, ein kleines grafisches User Interface zu gestalten, in welchem man einzelne Parameter (wie zum Beispiel einen Nachhall) einstellen kann.

Nachdem das erste virtuelle Instrument fertiggestellt war, wollte ich nun als Nächstes die Ukulele sampeln. Da ich den Workflow nun kannte, ging ich jetzt einen Schritt weiter und versuchte dieses Instrument noch detailreicher zu sampeln. Diesmal mit fünf sogenannten Round Robins und drei verschiedenen Lautstärkestufen. Nun wollte ich auch eine Stereomikrofonierung einsetzen und verwendete dazu zwei Shure KSM 141 SL Mikrofone mit Nierencharakteristik. Wie ich oben bereits erwähnt habe, verfügt die Ukulele selbst auch noch über einen eigenen elektrischen Abnehmer, welchen ich dann ebenfalls aufgenommen habe. In der Software sollte es anschliessend möglich sein, einen eigenen Mix zwischen beiden Mikrofonen zu erstellen. Diese zusätzlichen Hürden resultieren selbstverständlich auch in entsprechend grösserem Aufwand. So habe ich hier insgesamt 345 Töne aufgezeichnet, was zweieinhalb mal so viele sind, wie noch bei der Gitarre.

  • The Guitar
  • The E-Ukulele
  • Shure KSM 141 SL Mikrofone
  • Sample bearbeiten
  • KONTAKT-Sampleinstrument estellen
  • The E-Ukulele Sample-Instrument

Entstanden sind schlussendlich zwei eigenständige virtuelle Instrumente, die klanglich sehr nahe an die realen Instrument heran kommen. Auf diese Art und Weise werden auch grosse Orchester umfangreich und professionell gesampelt und anschliessend als Sample-Bibliothek verkauft. Diese Bibliotheken werden von professionellen Komponisten und anderen Musikern verwendet, um damit ihre eigene Musik zu kreieren. Diese Bibliotheken bilden auch das Kernstück meiner Musik. Ein Laie erkennt den klanglichen Unterschied zwischen einem Musikstück mit einem gesampelten Orchester und einer live eingespielten Aufnahme kaum noch. Meine zwei virtuellen Instrumente sind natürlich nicht ganz so umfangreich gesampelt wie die in einer professionellen Sample-Bibliothek. Das müssen sie aber auch gar nicht. Sie reichen jetzt schon aus, um damit gute Musik machen zu können.

Das war es also, was mich die letzten paar Monate davon abgehalten hat, neue Musik zu schreiben: Eine selbst gebaute Gitarre und eine Ukulele, die es nun als virtuelle Instrumente gibt. Wie einige von euch vielleicht bereits gesehen haben, gibt es diese Instrumente nun auch auf dieser Website gratis zum Download. So können sie auch von jedem anderen interessierten Musiker frei verwendet werden. Das Einzige was dazu benötigt wird ist eine Vollversion der Samplersoftware KONTAKT von Native Instruments, die wohl ohnehin schon die meisten Leute, welche selbst Musik produzieren, besitzen. Alle anderen Leute, die keine Musiker sind und jetzt einfach nur wissen wollen, wie nun eine solche selbst gebaute und gesampelte Gitarre/Ukulele klingt, kann ich auf die zwei Audiobeispiele weiter unten verweisen. Es ist übrigens auch damit zu rechnen, dass sich noch weitere Instrumente zur Gitarre und Ukulele hinzu gesellen werden. Schliesslich haben wir im Sommer 2020 auch noch ein eigenes Cello gebaut und sind schon an der Planung für eine zugehörige Violine.